Jahrhundertelang galten Religion und (Natur-)Wissenschaften als Gegensätze. Emblematisch für den Konflikt stand die Verurteilung Galileo Galileis durch die Inquisition im Jahr 1633. Das allerdings gilt heute nicht mehr und zwar nicht nur, weil Papst Johannes Paul II. Galilei vor 30 Jahren rehabilitiert hat. In seinem neuen Apostolischen Schreiben Laudate Deum leiht Papst Franziskus seine Stimme der Klimawissenschaft und wirbt eindringlich dafür, in der internationalen Klimapolitik endlich umzusteuern. Aber nicht nur die Kirche hat ihr Verhältnis zur Wissenschaft neu definiert. Auch das naturwissenschaftliche Weltbild hat sich gewandelt und akzeptiert heute die unverfügbare, spirituelle Dimension von Welt und Leben.
Dierksmeier, Claus
Qualitative Freedom: Autonomy in Cosmopolitan Responsibility
Freedom is not a license for self-centered behavior, but has as an ethical concept to integrate the principles of the common good and responsibility.
Freiheit und Religion
Umwelt als Mitwelt: Die päpstliche Enzyklika Laudato si‘ und der argentinische krausismo
Corona und die offene Gesellschaft
China, das Ursprungsland der Corona-Pandemie, hat das Infektionsgeschehen im eigenen Land durch drastische Eindämmungsmaßnahmen vergleichsweise schnell in den Griff bekommen. Auf Freiheits- und Menschenrechte wurde dabei indes wenig Rücksicht genommen. Offene, liberale Gesellschaften stehen dagegen vor die Herausforderung, das Infektionsgeschehen einzudämmen, ohne dabei die freiheitlichen Bürgerrechte, Selbstbestimmung und Partizipation zur Disposition zu stellen. Nach einem Jahr immer wiederkehrender Lockdowns wird dieser Balanceakt zunehmend zu einer gesellschaftlichen Zerreißprobe. Die einen wünschen sich ein härteres, autoritäres Durchgreifen nach dem chinesischen Vorbild, andere sprechen von einer „Corona-Diktatur“ und missbrauchen den Freiheitsbegriff, um gegen jegliche Schutz- und Hygienemaßnahmen zu polemisieren. Für unseren neuen Beirat Claus Dierksmeier, Professor für Globalisierungsethik an der Universität Tübingen, Anlass über das Verhältnis von individueller und allgemeiner Freiheit nachzudenken. Er stützt sich dabei auf ein Konzept qualitativer Freiheit, das nicht nur mit Blick auf die Pandemie, sondern auch angesichts anderer globaler Herausforderungen Impulse für eine neue liberale Herangehensweise geben möchte.