Fachtagung „Globale Verantwortung 2030“ (04.-05.03.2016)
André Schröder, KSI
17.03.2016
Kardinäle Rodriguez Maradiaga und Turkson fordern mehr Solidarität und weniger Maßlosigkeit auf entwicklungspolitischer Fachtagung von Ordo socialis und KSI
Kardinal Rodriguez Maradiaga aus Honduras, Kardinal Turkson aus Rom, Msgr. Prof. Ike aus Nigeria sowie zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der kirchlichen Hilfswerke, Wohlfahrtsverbände und Einrichtungen der Entwicklungspolitik haben sich vom 4.-5. März zur Fachtagung „Globale Verantwortung 2030“ im Katholisch-Sozialen Institut zusammengefunden. Ziel war es, vor dem Hintergrund der in 2015 formulierten nachhaltigen UN-Entwicklungsziele und der Papstenzyklika Laudato si‘ aus kirchlicher Sicht Bilanz zu ziehen und Perspektiven entwicklungspolitischen Engagements zu diskutieren.
In seinem Eröffnungsvortrag beschrieb MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Msgr. Pirmin Spiegel das Streben nach einem „erfüllten, guten Leben“ als zentrale Frage der Weltreligionen. Dies müsse zwangsläufig auch Ziel des entwicklungspolitischen Handelns der Kirchen sein und für alle Menschen gleichermaßen Geltung haben. Wie eine medizinische Basisversorgung in Krisenregionen und wirtschaftlich schwächeren Ländern gelingen kann und vor welchen Herausforderungen durch Armut und Konflikte geprägte Länder wie Nigeria stehen, erläuterten Dr. Marie Theres Benner, Gesundheitsexperten bei Malteser International und Generalvikar Msgr. Prof. Obiora Ike. Dr. Peter Wolff vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik und Dr. Markus Demele von Kolping International wiederum gaben Impulse zur Entwicklung einer gerechteren Arbeitsmarktpolitik und zu Global Gouvernance. „Ohne Ethik keine Entwicklung“ – so formulierte es Oscar Kardinal Rodriguez Maradiaga in seinem prägnanten Referat und prangerte ungezügelte Habgier und skrupellose Spekulationen zulasten von Millionen Menschen an. Mit einer Videobotschaft von Papst Franziskus im Gepäck angereist, sprach Peter Kardinal Turkson über die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Ökologie, die ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltiges Handeln umfasse. Auch einige binnenkritische Worte wurden formuliert: Sozialethiker Prof. Markus Vogt, Sprecher des wissenschaftlichen Beirats von Ordo socialis, der die Inhalte und Forderungen der Papstenzyklika als „neues Kapitel in der Entwicklung der Katholischen Soziallehre“ ausdrücklich lobte, bemängelte den „katholischen Verspätungsfaktor“. Hier habe es bereits in den 60er, 70er und 80er Jahren „weitblickende und klare Worte“ vieler Bischöfe gegeben. „‘Inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung für alle‘ – erreichbares Ziel oder Utopie?“ – dieser Frage gingen Dorothea Schönfeld, Referentin bei der Kindernothilfe, sowie Nina Fries und Maria Ullrich von der Initiative denkglobal! nach. Zum Abschluss der Tagung rief Msgr. Ike in eindringlichen Worten noch einmal dazu auf, die Ergebnisse der Gespräche mitzunehmen und in konkretes Handeln umzusetzen. Zu oft habe er erlebt, dass die Probleme zwar benannt und erkannt werden, es jedoch am nötigen Wille fehle, Veränderungen tatsächlich anzustoßen.