
Der unprovozierte Überfall Russlands auf die Ukraine hat Deutschland und die anderen westlichen Staaten Europas völlig unvorbereitet getroffen. Auf die in den letzten Jahren immer dringlicher werdenden Warnungen der osteuropäischen Partner und auch der USA wollte kaum jemand hören, vor allem nicht in Deutschland. Auch die Christliche Sozialethik wurde von dem Angriffskrieg kalt erwischt. Der Münchener Sozialethiker Prof. Dr. Markus Vogt, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats von Ordo socialis, nimmt das zum Anlass für eine Bestandsaufnahme und Selbstkritik mit Blick auf die friedensethischen Ansätze der letzten Jahre und Jahrzehnte.
Er schreibt: „Manche ethische Theorien waren von der Vorstellung geprägt, dass der Krieg in Europa lediglich ein Phänomen dunkler Vergangenheit sei. Eine Auffassung, die aus heutiger Perspektive als naiv und überholt gelten muss. Die Erfahrungen der letzten Wochen haben eine Lücke in der ethischen Debatte offenbart, die uns zwingt diese theoretischen Defizite zügig auszugleichen und der Friedens- und Sicherheitsethik auch innerhalb der Theologie ein weit größeres Gewicht zuzuerkennen. Die friedensethischen Konsequenzen des Christseins in einer fragilen Welt müssen neu ausgelotet werden.“