Politisch sind die USA heute ein zutiefst gespaltenes Land. Republikaner und Demokraten stehen sich oftmals nicht mehr nur als politische Konkurrenten gegenüber, sondern als unversöhnliche Gegner. Davon bleibt auch der Katholizismus nicht unberührt, der traditionell immer zwischen diesen beiden politischen Lagern stand. Mit Blick auf sozialpolitische Themen gab es eine größere Nähe zu den Demokraten, bei Fragen der Bioethik und des Lebensschutzes stand man hingegen eher an der Seite der Republikaner.
Thomas C. Kohler ist Professor für Rechtswissenschaften und Philosophie am renommierten Boston College, der ältesten Jesuitenhochschule in den Vereinigten Staaten. Er ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet des amerikanischen und des internationalen Arbeitsrechts. In dieser Eigenschaft hat er seit Jahrzehnten enge wissenschaftliche Kontakte nach Deutschland und Europa. Er war Fulbright-Professor an der der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt a.M. Seit seiner Kindheit ist er ein engagierter Katholik; als Wissenschaftler ist er ein gefragter Berater der Kirche, in der Vergangenheit etwa als Mitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften.
Er ist auf amerikanischer Seite einer der maßgeblichen Initiatoren des Transatlantischen Forum zur Sozialethik, das Ordo socialis mit einigen Partnern erstmals im vergangenen März m Katholisch-Sozialen Institut in Siegburg durchführen konnte. Bei diesem Treffen ist deutlich geworden, dass die Kirche diesseits und jenseits des Atlantiks vor ähnlichen Herausforderungen steht. Der gesellschaftliche und politische Kontext ist allerdings ein anderer. In dem hier veröffentlichten Beitrag gibt Tom Kohler einen Einblick in die aktuelle Situation und die Zukunftsperspektiven des Katholizismus in den USA.