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Aktuelles
Deutsch-koreanische Veranstaltung zu Toleranz in demokratischen Gesellschaften
Toleranz ist ein Zentralwert jeder liberalen politischen Kultur. Was in demokratischen Ländern wie Südkorea und Deutschland wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist es in der Realität vielfach jedoch bei weitem nicht und wird es auch nie ganz sein. Toleranz ist und bleibt eine Herausforderung.
Bei einer besonders an junge Menschen gerichteten Seminarveranstaltung in Seoul zusammen mit der Society 451 und der Korea Public Debate Promotion Agency (PDPA) wurde am 8. Juli die Bedeutung der Toleranz in demokratischen Gesellschaften im Dialog mit koreanischen Politikern ausgelotet. Von Ordo socialis nahmen der Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats Prof. Dr. Markus Vogt (zugeschaltet per Zoom) sowie der Generalsekretär Lars Schäfers vor Ort mit eigenen Vorträgen teil.
Nach der Eröffnung durch Lee Yeong Seo seitens der Society 451 und Park Geon Hyung von der PDPA hat Lars Schäfers in seinem Vortrag aus christlich-sozialethischer Sicht grundlegende politische-ethische Überlegungen zur Tugend der Toleranz unter Bezugnahme auf die Demokratie-, Toleranz- und Diskurstheorie des berühmten und auch in Südkorea sehr geschätzten Philosophen Jürgen Habermas entfaltet. In Auseinandersetzung mit dessen Kerngedanken hat er dabei Chancen und Gefahren für den politischen Diskurs gerade auch angesichts der zunehmenden Bedeutung digitaler und sozialer Medien für die demokratische Deliberation in den heutigen Mediengesellschaften aufgezeigt.
Prof. Dr. Markus Vogt hat in seinem Impulsvortrag einen Überblick über aktuelle weltweite Entwicklungen verschafft, die einen Vertrauensverlust in die Demokratie und den Wert der Freiheit sowie ein neues Erstarken nationalistischen Gedankengutes bezeugen. Aus christlich-sozialethischer Sicht hat er vor diesem Problemhorizont auf die Bedeutung proaktiver Toleranz verwiesen, wie sie im Rahmen einer mehrjährigen Projektarbeit in der Ukraine als eine dem Frieden dienende Schlüsseltugend demokratischer Gesellschaften konzeptionalisiert wurde.
Im Anschluss stellte Park Geon Hyung seine Gedanken zu den Möglichkeiten der Stärkung des zivilgesellschaftlichen Diskurses in Korea vor, die er bereits in dem gemeinsamen OS Working Paper entfaltet hatte.
Anschließend folgte die Diskussion des Themas sowie der Vorträge. Besonders erfreulich war die Teilnahme mehrerer Vertreter aus der Politik: Park Dami (Acting Chairman des Gangnam Regional Committee), Park Seongho (Chairman des Korean Youth Committee), Choi Tae seok (Chairman des Gyeonggi Provincial Youth Policy Coordination Committee) und Seon David (Youth Vice-Spokesman der Democratic Party). Dadurch konnten in dem Austausch Theorie und Praxis nicht zuletzt mit Blick auf aktuelle politische Herausforderungen in Südkorea zusammengebracht werden und die jungen Teilnehmer erhielten überdies die Möglichkeit, mit ihren politischen Vertretern ins Gespräch zu kommen.
Ordo socialis hat in Form eines Memorandum Of Unterstanding eine Zusammenarbeit mit der Society 451 und der PDPA bei der Organisation von weiteren Aktivitäten vereinbart, sodass dies sicherlich nicht die letzte gemeinsame Veranstaltung gewesen ist.
— English —
German-Korean event on tolerance in democratic societies
Tolerance is a central value of any liberal political culture. What sounds like a matter of course in democratic countries like South Korea and Germany, however, is far from being so in the reality of those countries, and never quite will be. Tolerance is and remains a challenge.
At a seminar event in Seoul on July 8th, especially aimed at young people, together with Society 451 and the Korea Public Debate Promotion Agency (PDPA), the importance of tolerance in democratic societies was explored in dialogue with Korean politicians. From Ordo socialis, the speaker of the Scientific Advisory Council, Prof. Dr. Markus Vogt, as well as the Secretary General Lars Schäfers participated with their own presentations.
After the opening by Lee Yeong Seo from Society 451 and Park Geon Hyeong from PDPA, Lars Schäfers developed in his lecture from a Christian-social-ethical point of view fundamental political-ethical considerations on the virtue of tolerance with reference to the theory of democracy, tolerance and discourse of the famous philosopher Jürgen Habermas, who is also highly esteemed in South Korea. In his discussion of Habermas‘ core ideas, he highlighted the opportunities and dangers for political discourse, particularly in view of the increasing importance of digital and social media for democratic deliberation in today’s media societies.
In his lecture, Prof. Dr. Markus Vogt presented an overview of current global developments that testify to a loss of confidence in democracy and the value of freedom, as well as a new rise in nationalist ideas. From the perspective of Christian social ethics, he pointed out the importance of proactive tolerance, as it was conceptualized as a key virtue of democratic societies serving peace in the context of a project work in Ukraine over several years.
Park Geon Hyeong then presented his thoughts on the possibilities of strengthening civil society discourse in Korea, which he had already unfolded in the joint OS Working Paper.
This was followed by a discussion of the topic as well as the presentations. The participation of several representatives from politics, Park Da-mi (Acting Chairman of the Gangnam Regional Committee), Park Seongho (Chairman of Korean Youth Committee), Choi Tae seok (Chairman of the Gyeonggi Provincial Youth Policy Coordination Committee) and Seon David (Youth Vice-Spokesman of Democratic Party) was particularly gratifying. This enabled theory and practice to be brought together, not least with a view to current political challenges in South Korea, and the young participants also had the opportunity to talk to their political representatives.
Ordo socialis has agreed in the form of a Memorandum Of Unterstanding to cooperate with Society 451 and PDPA in the organization of further activities, so this will certainly not be the last joint event.
Karl-Josef Laumann erhält den Ordo-socialis-Preis 2023
Ordo socialis verleiht in der Regel alle zwei Jahre den Ordo-socialis-Preis, mit dem Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich durch ihr Wirken für die Verbreitung und Verwirklichung wichtiger Themen der christlichen Soziallehre einsetzen oder eingesetzt haben. Im Rahmen eines Festaktes am 6. Juni 2023 im Maxhaus – Katholischen Stadthaus Düsseldorf hat Ordo socialis in diesem Jahr Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, für sein persönliches politisches Engagement für eine gerechte Gesellschaft aus christlicher Verantwortung mit dem Preis ausgezeichnet.
In seiner Begrüßung betont der Vorsitzende von Ordo socialis, Prof. Dr. Ralph Bergold: „Wir als Christinnen und Christen dürfen nicht nachlassen, uns für eine sozialere, gerechtere, menschenfreundlichere Welt und Gesellschaft einzusetzen und damit auch Zeichen des Mutes und der Hoffnung in einer pluralen, schnelllebigen, krisengeschüttelten und lebensbedrohten Welt zu setzen.“
Dr. Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen und Kath. Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, greift in seiner Laudatio das Selbstverständnis des Preisträgers auf, sich in der Politik als „Schutzmacht der kleinen Leute“ einzusetzen. Das, so Overbeck an den Preisträger gerichtet, „ist für Sie der Ausdruck einer Selbstverpflichtung, immer entschieden dafür einzutreten, dass Menschen ein gutes und gerechtes Leben in Freiheit führen können. Dabei stehen Sie stets fest auf dem Boden der christlichen Soziallehre, die Ihnen als Prinzipienethik mit einem starken Menschenbild ein verbindlicher politischer Kompass ist. Diese orientierte Gewissheit hat sich durchgängig in Ihrem politischen Handeln widergespiegelt.“
Karl-Josef Laumann zeigte sich sehr dankbar für die Auszeichnung und versteht sie insgesamt als eine Würdigung einer aus christlich-sozialem Geist gestalteten Politik in heutiger Zeit. Für eine solche setzt er sich auf Basis seines katholischen Glaubens, in dem er tief verankert ist, seit Jahrzehnten ein: „Der Glaube ist die Grundlage für meine politische Arbeit. Meine ganze Denke ist nach meinem Glauben gestrickt. Die christlichen Werte wie die Würde des Menschen, dass der Mensch ein freies Wesen ist, dass es die Werte wie Solidarität und Subsidiarität gibt, die ganze christliche Soziallehre, all das habe ich durch meine katholische Sozialisierung verinnerlicht. Das sind alles Dinge, die mit meiner politischen Arbeit zusammenhängen.“
Der Christdemokrat entfaltete dementsprechend in seiner Rede sein Verständnis von Politik aus christlicher Verantwortung und auf der Basis der katholischen Soziallehre. Der Preisträger betonte nicht zuletzt die große Bedeutung, die er den Kirchen für die Gesellschaft beimisst: „Ich glaube, dass unsere Gesellschaft am Ende sehr, sehr viel ärmer wäre, wenn es keine starken Kirchen mehr gäbe.“
Erstes Transatlantisches Forum zur Sozialethik
Vom 27. bis 29. März 2023 fand im Katholisch-Sozialen Institut (KSI) in Siegburg das erste Transatlantische Forum zur Sozialethik im Rahmen des Projektes Transatlantischer Dialog zur christlichen Sozialethik statt. Die Veranstaltung wurde auf deutscher Seite getragen von Ordo socialis, dem KSI, der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle (KSZ) und der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie auf amerikanischer Seite vom Chicagoer Lumen Christi Institute.
Das Ziel dieser Veranstaltung war es, ein Forum für einen Austausch zwischen deutschen und US-amerikanischen Theologinnen und Theologen sowie Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern zu christlich-sozialethischen Fragen zu initiieren. Damit soll ein kleiner Beitrag zur Wiederbelebung eines gesamtgesellschaftlichen transatlantischen Dialogs auf Augenhöhe geleistet werden. Mit Blick auf Theologie und Kirche geht es in dem Projekt darum, einen stärkeren Austausch zwischen den auf beiden Seiten des Atlantiks geführten christlich-sozialethischen Diskursen herbeizuführen.
In insgesamt drei Sessions ging es dabei um die Themen, was einen solidarischen Staat ausmacht, was Solidarität als Prinzip der Katholischen Soziallehre heute bedeuten und welche Rolle Solidarität in einer freien Marktwirtschaft spielen kann. Die Sessions starteten mit einer oder zwei kurzen Keynotes, worauf jeweils Diskussionen folgten.
Verleihung des Ordo socialis Preises an Karl-Josef Laumann
Ordo socialis verleiht regelmäßig den Ordo Socialis Preis, mit dem Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich durch ihr Wirken für die Verbreitung und Verwirklichung wichtiger Themen der christlichen Soziallehre einsetzen oder eingesetzt haben. Dazu können herausragende sozialwissenschaftliche Arbeiten, ein vorbildhaftes soziales Engagement, ein Lebenswerk und der selbstlose Einsatz für die soziale Gerechtigkeit gehören. Der Preis besteht aus einer Medaille und einer Urkunde und wird alle zwei Jahre in einer öffentlichen Veranstaltung vergeben.
Im Jahr 2023 wird Karl Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen für sein persönliches politisches Engagement für eine gerechte Gesellschaft aus christlicher Verantwortung ausgezeichnet.
Der Festakt zur Verleihung des Ordo Socialis Preises findet statt am
Dienstag, den 6. Juni 2023
17:00 Uhr
Maxhaus –Katholisches Stadthaus Düsseldorf
Schulstraße 11
40213 Düsseldorf
Um Anmeldung wird gebeten bei Herrn Lars Schäfers, Generalsekretär von Ordo socialis, per E Mail: gf@ordosocialis.de
Engaging politically with books: Yeong Seo Lee from South Korea
Yeong Seo Lee is research assistant at the Faculty of Theology of the Jesuit Sogang University in the South Korean capital Seoul. He is also committed in politics and society and has founded Society 451, an association for open debate. We spoke with him about his many activities, Korean society and what Christian ethics means to him. (German version below)
Ordo socialis: What are you volunteering for and since when?
Since 2017, I have been serving to establish a proper discussion culture in the local community with an organization named ‚Society 451‘, and at the same time, I have adjusted youth policies as a youth committee member in Suwon City and now my term is over, so I am planning policy debates.
In Suwon, where I lived in 2017, I thought – ‚why isn’t there a culture of reading and debating?‘ I felt thirst on that. In order to establish a culture of debate, I first established a book debate club with various universities in the region. At that time, I was serving as the president of the student council, so I had some chances to gather groups properly. While serving, I was hired as a Task Force to create programs at local youth cultural centers. Starting with that activity, small reading groups in the region, which were scattered like bunch of sculptures, were merged to create a book debate club named ‚With Books‘ (Which is now Society 451) that gathered 20 people a week.
I naturally participated in local youth activities. In particular, I participated as a panel of college students at the 300-member roundtable discussion in Suwon city and was recommended as a member of the Gyeonggi provincial Sustainable Development Council, and worked hard to restore the village community under the goal of SDG (Sustainable Development Goals) No. 11 sustainable cities and residences for two years. Other activities include setting up a reading discussion booth at UNIVEXPO, Korea’s largest university life fair, and planning a policy debate for the youth proportional representation election in 2020. Most recently, in 2022, with Gyeonggi Provincial Council I planned and held a debate on the pros and cons of Gyeonggi provincial Governor Kim Dong-yeon’s youth policy by young people. The debate was about real estate policy and college start-up (scale-up), and it was successfully held with 70 participants, along with about 25 policymakers, including 4 provincial councilors, 4 executive officials, and other guests from council.
Ordo socialis: What has been your greatest success and biggest challenge so far?
The greatest success is that the university media and the Gyeonggi Provincial Council have become interested in what is being conducted and proposed by the organization Society 451. In other words, it is accepted that those activites are socially helpful and valuable. One thing to add is that we have reached a point where we can philosophically find out why and how the activities we are doing are necessary and possible in modern society. Currently, we are trying to explain and try many things based on Jürgen Habermas‘ philosophical understanding.
So far, It did not simply end with reading books and discussing with people around it, but rose to the level of forming public discourse by sharing conversations in a mutual subjective manner. The most challenging thing to come from this point is how to sustain the public sphere that has been made. I’m trying to maintain the purity of reading and discussion itself, and sharing visions of Society 451 so it doesn’t just remain a result of personal achievement. For this, we hold seminars every Saturday, and now we are studying Habermas. This is also a challenge for me.
Ordo socialis: From what do you draw strength and inspiration for your commitment?
The belief that there exists truth is my biggest driving force. The truth mentioned here can be expressed as at least universalistic value orientation. Today we see the contradiction inherent in social and national planning itself. This means that I have confidence that public truth can be established in this social situation. And I discuss it by reading books with people. The clearer you get to know the world, the higher the resolution you see the world.
I personally admire the attitude of life of the astronomer Johannes Kepler. Kepler’s lifelong efforts to prove the first and second laws are religious and even sacred. His poor life and death are of course pitiful, but I was inspired by his biography of believing in himself and moving on day by day. It is also connected to the old four-character idiom passed down in Korea. The meaning of this letter, expressed as ‚日新又日新 (Ilshinwoo Ilshin)‘, means that you are renewed every day. And teachers like Yang Ju-dong (Korean literature scholar), who studied before me, also left the word ‚眼光紙背徹 (Angwang-Geogbecheol)‘. In other words, you understands the contents of the book properly, meaning that the eyes pierce the back of the paper. If you add the two words ‚Ilshin-Woo Ilshin Angwang-Geogbecheol‘, it becomes an adage. ‚Renewed every day through eyes pierce the back of the paper.‘
The easiest way to be new today than yesterday is to read. This is because it can never be the same before and after reading a page. If you believe that there is truth in this mind and think that every day is new until you reach that goal, you are expected to change today rather than regret or longing for yesterday.
Ordo socialis: What is the importance of Christian ethics for you?
The most important thing is life-handling perspective. I think we should understand life in the world view of the joy of creation and birth, rather than looking at death as an area of choice as a thrown being. Specifically, abortion or assisted suizide should not be considered a matter of choice and should not be transferred to social pressure. For example, based on axioms, it refers to the social pressure to ‚choose death without causing any inconvenience.‘ Also, the view of creatures is important. As Genesis says, we do not dominate creatures, but coexist. Humans are beings with higher intelligence and can think and protect the rights of other creatures that do not. This view can be sympathized and supported by society as a whole, not just Christianity’s ethical domain. As a Christian, it is important to not use this as an individual’s political ideology.
Ordo socialis: Which social imbalance, which problem in the society of your home country Korea should, in your view, be increasingly addressed by Christian social ethics?
It is bioethics. Korea is now facing a very serious problem of low growth, parenting and childbirth, which have been forced on those born around 1990s since the baby boomers. Within this context, it is judged that the acceptance of abortion and assisted suizide is rapidly being accepted. as I mentioned above It is a personal reflection, but assuming the worst situation, there is an atmosphere where social pressure may be created to choose death without causing inconvenience. What alternatives does Christian ethics seek in this regard? To think about the basics of Christian ethics, the encyclical letter ‚Evangelium vitae‘ (The Gospel of Life) by Pope John Paul II. can be an example.
The Gospel of Life is the basis of the Catholic Church’s bioethics, defining the culture of modern society as a ‚culture of death‘ and requesting a view on life. In modern society, the concept of ‚evil‘ that judges based on moral values stands in a fairly unstable position. The text states that contraception is opposed to the naturalness of marriage, while abortion is opposed to the virtue of justice and directly violates God’s commandment that he should not kill. Such an argument has the premise that marriage should be open for procreation, and abortion is an injustice that contradicts justice. It can be said that it is from a theological point of view, but it is a leap forward when it is outside of theology. It is a question of what women are like who have no choice but to have an abortion, and it is also necessary to explain how contraception or abortion is against moral justice in a modern society where moral views have changed.
In the case of the elderly people, our society is burdened by finding meaning and value in pain and enduring it to balance itself and family life including economic problems. It is a natural phenomenon of the body and mind to see it as the epitome of the harm that needs to be eliminated by suffering. The unnaturalness is already revealed in lying in bed, relieving pain, and prolonging life. Moreover, few people can find meaning in pain. In this way, it can be argued that the temptation to solve the problem of pain by advancing the situation of death has sufficiently positive possibilities. But ethics prioritizes the constructed social, mental, and moral values that remain around the suffering party. Perhaps this argument continues because it internalizes the dichotomy that life is unconditionally precious and must be saved.
It would be impossible to continue the specific argument here. The concerns of Christian ethics about social confusion can alert people to solving the bioethics problem in modern society. However, it remains in the realm of value judgment, where significance is largely erased when substituted for real problems. Considering these points, I think interdisciplinary research based on Christian ethics is very important and necessary. And I hope that I will be able to help these ethical issues by promoting the right culture of discussion through reading society and continuing open debate on policy issues.
The interview was conducted by Lars Schäfers, Secretary General of Ordo socialis.
Mit Büchern politisch engagiert: Yeong Seo Lee aus Südkorea
Yeong Seo Lee ist Wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät der jesuitischen Sogang-Universität in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Er engagiert sich darüber hinaus in Politik und Gesellschaft und hat mit Society 451 eine Vereinigung für offene Debatten ins Leben gerufen. Wir haben mit ihm über seine vielfältigen Tätigkeiten, die koreanische Gesellschaft und darüber gesprochen, was für ihn die christliche Ethik dabei bedeutet.
Ordo socialis: Wofür engagierst du dich ehrenamtlich und seit wann?
Seit 2017 setze ich mich mit einer Organisation namens ‚Society 451‘ für die Etablierung einer guten Diskussionskultur auf kommunaler Ebene ein, gleichzeitig habe ich als Mitglied des Jugendausschusses der Stadt Suwon die Jugendpolitik mitgestaltet und nun ist meine Amtszeit vorbei.
In Suwon, wo ich 2017 lebte, dachte ich: ‚Warum gibt es hier keine Kultur des Lesens und Debattierens?‘ Ich dürstete geradezu nach einer solchen. Um eine entsprechende Debattenkultur zu ermöglichen, gründete ich zunächst einen Buchdebattierclub mit verschiedenen Universitäten in der Region. Zu dieser Zeit war ich Präsident des Studentenrats, sodass ich einige Gelegenheiten hatte, Gruppen zusammenzubringen. Während meiner Amtszeit kam ich in eine Task Force, um Programme in lokalen Jugendkulturzentren zu entwickeln. Ausgehend von dieser Tätigkeit wurden kleine, in der Region verstreute Lesegruppen zu einem Buchdebattierclub mit dem Namen ‚With Books‘ (heute Society 451) zusammengeschlossen, an dem bis heute dem wöchentlich etwa 20 Personen teilnehmen.
Natürlich beteiligte ich mich auch an den örtlichen Jugendaktivitäten. Insbesondere nahm ich als Podiumsteilnehmer von College-Studenten an der Diskussion am runden Tisch mit 300 Teilnehmern in der Stadt Suwon teil. Ich wurde außerdem Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung in der Provinz Gyeonggi, wo ich mich zwei Jahre lang für die Wiederherstellung einer Dorfgemeinschaft im Sinne des SDG (Sustainable Development Goals) 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden ein. Zu den weiteren Aktivitäten gehören die Einrichtung eines Lesediskussionsstandes auf der UNIVEXPO, der größten koreanischen Hochschulmesse, und die Planung einer politischen Debatte für die Jugendproporzwahlen im Jahr 2020. Zuletzt, im Jahr 2022, habe ich mit dem Provinzrat von Gyeonggi eine Debatte über das Für und Wider der Jugendpolitik des Gouverneurs von Gyeonggi-do, Kim Dong-yeon, mit jungen Menschen geplant und durchgeführt. Das Thema der Debatte war die Immobilienpolitik und die Gründung von Hochschulen (Scale-up), und sie wurde mit 70 Teilnehmern sowie etwa 25 politischen Entscheidungsträgern, darunter 4 Provinzräte, 4 Exekutivbeamte und andere Gäste aus dem Rat, erfolgreich durchgeführt.
Ordo socialis: Was war bisher dein größter Erfolg und deine größte Herausforderung?
Mein größter Erfolg ist, dass sich die Universitätsmedien und der Provinzrat von Gyeonggi für die Aktivitäten und Vorschläge von Society 451 interessieren. Mit anderen Worten, es wird akzeptiert, dass diese Aktivitäten gesellschaftlich hilfreich und wertvoll sind. Hinzuzufügen ist, dass wir einen Punkt erreicht haben, an dem wir philosophisch herausfinden können, warum und wie die Aktivitäten, die wir durchführen, in der modernen Gesellschaft notwendig und möglich sind. Derzeit versuchen wir, viele Dinge auf der Grundlage des philosophischen Verständnisses von Jürgen Habermas zu erklären und auszuprobieren.
Dieses Engagement beschränkte aber nicht nur auf das Lesen von Büchern und die Diskussion mit anderen Menschen, sondern es entstand ein öffentlicher Diskurs daraus. Die größte Herausforderung besteht nun darin, die so geschaffene Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten. Ich versuche, die Offenheit der Lektüre und der Diskussion aufrechtzuerhalten und die Vision von Society 451 zu teilen, daher ist dies nicht allein ein Ergebnis meiner eigenen Anstrengungen. Zu diesem Zweck halten wir jeden Samstag Seminare ab, und jetzt studieren wir Habermas. Auch das ist eine Herausforderung für mich.
Ordo socialis: Woraus schöpfst du Kraft und Inspiration für dein Engagement?
Der Glaube, dass es eine Wahrheit gibt, ist meine größte Triebfeder. Wahrheit lässt sich dabei zumindest als universalistische Wertorientierung ausdrücken. Wir sehen heute den Widerspruch, der in der Sozial- und Staatsplanung selbst steckt. Das heißt, es braucht das Vertrauen, dass in der heutigen gesellschaftlichen Situation öffentlich nach Wahrheit gesucht werden kann. Und ich diskutiere darüber, indem ich Bücher zusammen mit anderen Menschen lese. Je klarer man die Welt kennenlernt, desto höher ist die Auflösung, mit der man die Welt sieht.
Ich persönlich bewundere die Lebenseinstellung des Astronomen Johannes Kepler: Keplers lebenslange Bemühungen, das erste und zweite Gesetz zu beweisen, sind religiöser Natur. Sein hartes Leben und sein Tod sind natürlich bedauerlich, aber seine Biografie mit der Botschaft, an sich selbst zu glauben und Tag für Tag weiterzumachen, hat mich inspiriert. Es hat auch mit der alten, in Korea überlieferten Vier-Zeichen-Sprache zu tun. Die Bedeutung dieses Buchstabens, ausgedrückt als ‚日新又日新 (Ilshinwoo Ilshin)‘, bedeutet, dass man selbst jeden Tag erneuert wird. Und Lehrer wie Yang Ju-dong (koreanischer Literaturwissenschaftler) haben auch das Wort ‚眼光紙背徹 (Angwang-Geogyeol)‘ hinterlassen. Das heißt, man versteht den Inhalt des Buches richtig, die Augen durchstoßen die Rückseite des Papiers. Wenn man das Wort ‚Ilshin-Woo Ilshin Angwang-Geogyeol‘ hinzufügt, wird daraus ein Sprichwort. ‚Jeden Tag erneuert durch Augen, die die Rückseite des Papiers durchstoßen.‘
Der einfachste Weg, heute anders zu sein als gestern, ist zu lesen. Denn vor und nach dem Lesen einer Seite ist man nicht mehr derselbe. Wenn du glaubst, dass es eine Wahrheit zu erkennen gibt und denkst, dass jeder Tag neu ist, bis du dieses Ziel erreicht hast, solltest du heute etwas ändern, anstatt das Gestern zu bedauern oder dich danach zu sehnen.
Ordo socialis: Welche Bedeutung hat für dich die christliche Ethik?
Das Wichtigste ist mir dabei die christliche Perspektive auf den Umgang mit dem Leben. Ich denke, wir sollten das Leben aus der Perspektive der Freude an der Schöpfung und an der Geburt verstehen, anstatt den Tod als einen Bereich zu betrachten, bei dem man als geworfenes Wesen eine freie Wahl hätte. Insbesondere Abtreibung oder Sterbehilfe sollten nicht als eine Frage der Wahl angesehen werden und nicht mit sozialem Druck verbunden werden. So kann es etwa den sozialen Druck geben, ‚den Tod zu wählen, um keinerlei Unannehmlichkeiten für andere mehr zu verursachen‘.
Auch der Aspekt der Geschöpflichkeit ist wichtig. Im Buch der Genesis heißt es, dass wir die Geschöpfe nicht beherrschen, sondern mit ihnen koexistieren. Der Mensch ist ein Wesen mit höherer Intelligenz, das denken kann und die Rechte anderer Geschöpfe, die das nicht können, schützt. Diese Sichtweise kann von der Gesellschaft als Ganzes mitgetragen und unterstützt werden, nicht allein aus der Sicht der christlichen Ethik. Als Christ ist es jedoch wichtig, daraus keine politische Ideologie zu machen.
Ordo socialis: Welches soziale Ungleichgewicht, welches Problem in der Gesellschaft deines Heimatlandes Korea sollte deiner Meinung nach verstärkt von der christlichen Sozialethik angegangen werden?
Es geht um Bioethik: Korea steht heute vor dem sehr ernsten Problem eines sehr geringen Bevölkerungswachstums wegen einer niedrigen Geburtenrate deren Folgen die um die 1990er Jahre herum Geborene jetzt betrifft. Hinzu kommt die gestiegene Akzeptanz von Abtreibung und assistiertem Suizid, was schlimmstenfalls da führt, dass sozialer Druck ausgeübt wird, den Tod zu wählen, um nicht zur Last zu fallen. Welche Alternativen bietet die christliche Ethik in dieser Hinsicht? Um bei diesem Thema die Grundlagen der christlichen Ethik zu vertiefen, kann die Enzyklika ‚Evangelium vitae‘ (Das Evangelium vom Leben) von Papst Johannes Paul II. hilfreich sein.
In der modernen Gesellschaft ist bei diesem Thema ein klares Verständnis des moralisch ‚Bösen‘, nicht mehr sehr verbreitet. Im Text der Enzyklika heißt es, dass die Empfängnisverhütung der Natürlichkeit und Zeugungsoffenheit der Ehe widerspricht, während die Abtreibung gegen die Tugend der Gerechtigkeit verstößt und einen direkten Verstoß gegen das Gebot Gottes darstellt, nicht zu töten. Mit anderen Worten geht man dann also von der Prämisse aus, dass die Ehe ihrem Wesen nach zeugungsoffen sein sollte und die Abtreibung eine Ungerechtigkeit darstellt, die der Gerechtigkeit widerspricht. Man kann sagen, dass es sich um einen theologischen Standpunkt handelt, der aber auch außerhalb der Theologie vertreten werden kann. Es geht dabei auch darum, die Frauen in den Blick zu nehmen, die keine andere Wahl sehen, als abzutreiben. Und es ist auch notwendig immer wieder neu zu diskutieren, wie Verhütung oder Abtreibung in einer modernen Gesellschaft, in der sich die moralischen Ansichten geändert haben, bewertet werden können.
Ein weiteres Problem in der koreanischen Gesellschaft ist die Frage, wie ältere Menschen Sinn und Wert im Leiden finden, wie sie ein Gleichgewicht zwischen eigenen Bedürfnissen und dem Familienleben finden. Es ist verständlich, wenn man es unnatürlich findet, das Leben künstlich zu verlängern trotz Schmerz und Leid. Nur wenige Menschen können im Leid wirklich einen Sinn finden. Deshalb ist die Versuchung, das Problem des Schmerzes zu lösen, indem man den Tod frühzeitiger herbeiführt (assistierter Suizid). Aber die christliche Ethik gibt dem Leben des Leidenden den Vorrang. Vielleicht bleibt dieses Argument bestehen, weil es die daran erinnert, dass das Leben bedingungslos wertvoll ist und gerettet werden muss.
Es ist nicht möglich, diese Argumentation hier weiterzuführen. Die Besorgnis über die gesellschaftliche Problemlage aus Sicht der christlichen Ethik kann den Menschen dabeii helfen, die genannten bioethischen Probleme in der modernen Gesellschaft anzugehen. Reine Werturteile verlieren jedoch an Plausibilität, wenn sie nicht auf die realen Probleme eingehen. In Anbetracht dieser Punkte halte ich interdisziplinäre Forschung auf der Grundlage der christlichen Ethik für sehr wichtig und notwendig. Und ich hoffe, dass ich zu diesen ethischen Fragen beitragen kann, indem ich die Diskussionskultur durch meine Lesegesellschaft fördere und die offene Debatte über politische Fragen fortsetze.
Das Interview führte Lars Schäfers, Generalsekretär von Ordo socialis.