Lange Zeit war das Nachdenken über Gerechtigkeit die exklusive Domäne von philosophischer und theologischer Sozialethik. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigen sich aber auch Sozialpsychologie und empirische Soziologie mit dem Thema. Diesen Disziplinen geht es nicht um die theoretische Begründung von Gerechtigkeitskonzeptionen, sondern darum zu untersuchen, welche Werte und Einstellungen Menschen in Bezug auf Gerechtigkeitsfragen haben, was für Verhaltensweisen sie zeigen, welche gesellschaftlichen Diskurse zu dem Thema geführt werden und wie sich all dies auf soziale Institutionen auswirkt. Der Lubliner Theologe Stanisław Fel vertritt die Auffassung, dass diese empirischen Forschungsarbeiten auch für die normative Sozialethik relevant sind. Denn das theoretische Nachdenken über Gerechtigkeit war und ist von dem je zeitbedingten gesellschaftlichen Kontext mit seinen sozialen Konflikten und vorherrschenden Wertüberzeugungen keineswegs unabhängig. Theorie und Praxis beeinflussen einander.
(English) Churches Confront War in Ukraine
COVID-19: Die Impfpflicht-Debatte aus ethischer Perspektive
Laut Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums haben in Deutschland Ende März 2022 rund 76 Prozent der Menschen zwei Corona-Impfungen und damit eine Grundimmunisierung erhalten. Knapp 59 Prozent haben eine Auffrischungsimpfung bekommen. Epidemiologinnen und Virologen sagen, dass diese Impfquote zu gering sei, um Herdenimmunität zu erreichen und ohne größere Schwierigkeiten durch den nächsten Herbst und Winter zu kommen. Deswegen verfolgt die Bundesregierung nach wie vor eine Gesetzgebungsinitiative zur Einführung einer Impflicht gegen COVID-19. Darüber wird politisch und gesellschaftlich kontrovers diskutiert. Der Paderborner Moraltheologe Prof. Dr. Peter Schallenberg und sein Mitarbeiter Mag. theol. Alexander Kaiser diskutieren in ihrem Aufsatz die Argumente pro und contra aus ethischer Perspektive.